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Frankfurt am Main, den 30. Juli 2002
Gestriges
Telefonat mit Herrn ========= / Verspätungen am
Wochenende des
26. / 28. Juli 2002
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie gestern mit Herrn ===========
besprochen + gewünscht, verschriftliche ich mein Anliegen via Fax.
Als langjähriger Bahnnutzer hat man sich an Verspätungen bis zu 15 Minuten ja gewöhnt. Als Berufspendler zwischen Marburg / Lahn und Frankfurt am Main wird der Langmut des Reisenden sehr gut trainiert, auch durch Dinge, für die Sie nichts können und die Sie nicht verantworten, z. B. Personenschaden, Bauarbeiten an der Rhein-Weser-Strecke, Kühe in den Gleisen eigentlich könnte man nach 3 ½ Jahren des Pendelns ein Buch schreiben, dem ich ob seines Wiedererkennungswertes für Millionen von Leidensgenossen, respektable Verkaufsaussichten einräume.
Geschäftlich und dann fernreisend, bin ich oft mit dem EC / IC /ICE unterwegs und zu 90 Prozent hochzufrieden und verspätungsfrei. Was ich jedoch an o.a. Wochenende erlebte, ist auch in meiner langjährigen DB-Nutzer-Karriere der absolute Höhepunkt gewesen!
Am Freitag, den 26. Juli 2002 fuhr ich mit meiner
Lebensgefährtin von Gießen nach Bad Godesberg. Da man es nicht schaffte, am
Umsteigebahnhof Koblenz rechtzeitig den Zug nach Bad Godesberg bereits zu stellen, kam es
erst einmal zu einer halbstündigen Verspätung. (Falls gewünscht kann ich Ihnen die
Bestätigung auch dafür zukommen lassen!)
Naja als erfahrener Bahnfahrer kennt man so etwas im
Regionalverkehr und ärgerte sich nur mäßig.
Sonntag wollten wir als glühende Fußballanhänger
die Übertragung des Testspiels und Rheinderbies Borussia Mönchengladbach versus
1. FC Köln am Fernseher verfolgen und nahmen deshalb den Zug, der um 13.46 in Bad
Godesberg abfuhr. Fahrplangemäß hätte dies bedeutet, daß wir gegen 17.19h in Marburg
an der Lahn angekommen wären und dem Anpfiff um 18.00h beigewohnt hätten. Leider muß
ich diesen Satz im Konjunktiv beenden, denn es kam ganz anders.
Erfreulicherweise wurde der Regionalexpress zwischen
Koblenz und Gießen diesmal pünktlich bereit gestellt. Man fuhr die malerische Lahn
entlang, bis man auf einmal, kurz vor Aumenau (vielleicht auch einer anderen
prosperierenden Metropole an der Lahn?) hielt. Unmotiviert stand man dort zehn Minuten
herum, bevor der Zugführer, leider waren seine Ansagen ob der defekten Lautsprecher nicht
zu verstehen, durch den Zug ging und mitteilte, daß wegen einer Störung im
Betriebsablauf, die Strecke nur eingleisig zu befahren sei.
Nachdem man einen Güterzug passieren ließ, nur zehn Minuten
vergangen waren, waren wir guten Mutes, unseren Anschluß in Gießen (geplante Ankunft
Gießen: 16.39h Weiterfahrt nach Marburg / Lahn 17.05h) zu erreichen. Leider
stoppte der Zug nach ca. 300 Metern Weiterfahrt. Besonders perfide: Man mußte sich sogar
von Kanufahrern verhöhnen lassen, die wild gestikulierend über unseren erneuten Halt
herumalberten.
Ohne daß der Zugführer wußte was geschieht, stand man erst einmal auf der Strecke. Ob eines Weichendefekts, der erst nach langer Zeit behoben werden konnte, stand man einfach so herum. Die Höchststrafe in der Spaßgesellschaft: Nichts geschieht. Da wir noch über die kulturelle Technik des Lesens verfügen, wußten wir die Zeit zu überbrücken. Der Zugführer bemühte sich nach Leibeskräften, die Passagiere bei Laune zu halten, was ihm auch einigermaßen gelang. Gottseidank auch da habe ich schon andere Erfahrungen mit Ihnen gemacht (brütende Hitze wie an besagtem Sonntag, ICE Richtung Frankfurt und dann Ausfall der Klimaanlage im tropischen Mai 2000) funktionierte die Klimaanlage weiterhin, was das einzig erfreuliche in diesem Moment war.
Nachdem wir also nach einem Streckenhalt von 16.10
17.50h unsere Fahrt fortsetzen konnten, erlaube ich mir, kurz den Zugführer zu
zitieren, der den unerfreulichen Halt und die fast zweistündige Verspätung mit folgenden
Worten kommentierte:
Ich
bin froh, daß jeder die Fassung bewahrt hat und mir niemand ans Leben wollte.
Dem ist meinerseits nichts mehr hinzuzufügen außer der Frage vielleicht, warum man keinen Schienenersatzverkehr einsetzte... und warum der Herr, ich zitiere abermals, am Bahnhof Weilburg eine schriftliche Erlaubnis zur Einfahrt in den Bahnhof benötigte, was jedoch nur lächerliche drei Minuten weiteren Wartens kostete....
Natürlich hatte quasi als Sahnehäubchen auf den Tag und
eigentlich nicht der Rede wert der Interregio zwischen Gießen und Marburg auch
noch mal eine Viertelstunde Verspätung, so daß unser Unterfangen, Marburg
Hauptbahnhof zu erreichen, entgegen der angestrebten 17.20h, um 19.35 in die Tat umgesetzt
wurde.
Mein Vorschlag zur Kundenbindung und zur Wiedergutmachung des
restlos versauten Sonntagnachmittags: Sie erstatten mir den Fahrpreis von
31,20,-- oder stimmen einem Upgrading von der zweiten in die Erste Klasse zu, da
ich mich am kommenden Wochenende (02. 04. August) wieder vertrauensvoll in Ihre
Hände begebe und 2 Fahrfahrten (2. Klasse / Bahncard) von Frankfurt / Main nach
Würzburg und zurück lösen werde.
Und bitte, bitte, bitte keine weiteren Kaffeegutscheine oder
ähnliches mehr!
Ich erwarte also Ihre Vorschläge zur Kompensation des
Vorganges; meine Vorschläge habe ich Ihnen unterbreitet. So bald ich von Ihnen höre,
werde ich Ihnen die Originalfahrkarten und Verspätungsbescheinigungen zukommen lassen.
An dieser Stelle möchte ich nochmals ausdrücklich das
Verhalten des Zugführers vom Sonntag loben, der auch noch kurzfristig für einen Kollegen
eingesprungen war!
Ihnen einen schönen Tag, bitte bestätigen Sie mir den Eingang
meines Faxes per eMail an info@heiko-schomberg.de
und informieren Sie mich über den weiteren Fortgang der Angelegenheit
gez. Heiko Schomberg.
Anlage: Kopien der
Verspätungsbescheinigungen vom 28. Juli 2002
Am 22. August 2002 erhielt ich, wenn auch das Begleitschreiben
nicht annähernd von soviel Espirit und nahezu arabischer Fabulierkust geprägt war wie
mein Fax, ein freundliches Vordruckschreiben, dem immerhin ein Gutschein über 20 EURO
beigelegt war. Da hat also jemand bei einem Kundenbindungsseminar in Potsdam
aufgepasst.... -ENDE- bis zur nächsten Tour....